Freitag, 29. Juni 2007

Jorek & Nirás 5

Raus hier!

Gehetzt sah ich mich um. Zwei der Bleichgesichter waren bereits kampfunfähig, den einen hatte ich niedergestreckt. Der andere ging röchelnd, durch ein Wurfmesser des Imperialen, zu Tode getroffen zu Boden. Die beiden verbleibenden Malika waren verunsichert, sie hatten nicht damit gerechnet, dass nach so kurzer Zeit schon zwei ihrer Kameraden kampfunfähig waren. Ich lies mich von der Unsicherheit dieser falschen Engel nicht zu einer Unaufmerksamkeit hinreißen. Stattdessen vollführte ich einen Sprung nach vorne, verlagerte dabei mein Gewicht nach hinten und lies mich fallen. Noch in der Fallbewegung sauste mein Fuß schräg nach oben und traf den Malika unter dem Kinn. Ich konnte spüren wie etwas unter meinem Tritt zerbrach. Den Sturz wandelte ich durch eine Rückwärtsrolle über die Schulter in eine neue Attacke um, indem ich aus der Rolle heraus aufsprang und nach dem verbliebenen Malika schlug. Dieser wich einen Schritt vor mir zurück, er hatte zur Genüge gesehen wozu ich auch ohne Waffe fähig war. Doch dann gewann er seinen Mut wieder und drang mit seinem Schwert auf mich ein, die lange und dünne Klinge traf mich an der Schulter. Die Wunde war nicht gefährlich, sie blutete nur stark. Ich ignorierte den Schmerz und drängte ihn in die hinterste Ecke meines Unterbewusstseins. Mittlerweile spürte ich das Feuer Yakas in mir brennen und ich wusste, sollte ich den Malika nicht schleunigst ausschalten würden wir noch Probleme kriegen. Der Tumult in unserer Zelle dürfte nicht unbemerkt geblieben sein.

Mit einem Schrei stürzte ich nach vorne täuschte eine Drehung nach links an und wandte mich dann in die andere Richtung um den Malika herum. Ein gezielter Handkantenschlag und der verdutzte Malika sank mit einem Seufzer bewusstlos zu Boden. Ich wandte mich um. Jorek - dass war das erste mal dass ich an seinen Namen dachte - stand immer noch grinsend in der Ecke der Zelle. Ich machte eine unwirsche Handbewegung und bedeutete ihm mir zu folgen. „Komm schon, Jorek, bald wird es hier von Wachen nur so wimmeln.“, sagte ich mit einem leicht aggressiven Unterton in der Stimme. Ich grübelte kurz, dann nahm ich das Schwert eines der gefallenen Malika. Es war nicht so gut wie meins aber immerhin annehmbar. Nachdem wir die bewusstlosen Malika mit Fetzen ihrer Kleidung gefesselt und geknebelt hatten traten wir aus der Zelle, wobei Jorek die Armbrust des von ihm getöteten Malika an sich nahm. „Ein richtiges Scheißmodell“, sagte er mit einem Anflug von Humor.

Doch wir würden es gebrauchen können, dieses *Scheißmodell*.

Ich zögerte kurz bevor ich in den nächsten dunklen Gang hinaus trat. Alles war still, seltsam, dabei müsste unser Kampf, selbst wenn er nur wenige Minuten andauerte bemerkt worden sein. Verschiedene Gründe schossen mir durch den Kopf, doch meine Aufmerksamkeit wuchs durch den Umstand der totalen Stille noch auf ein Maximum. Jeder Schritt könnte in eine Falle führen. Jorek atmete langsam und ruhig hinter mir, ich fragte mich wie der verdammte Diplomat so die Ruhe bewahren konnte. Ich selbst kam mir so vor, als würde ich beobachtet, aber nicht ängstlich sondern eher wie ein seltenes, wildes Tier. Ja, ein wildes Tier, das war ich wohl für die Bleichgesichter, oder wie hatten sie gesagt? Teufel? Irgendwie gefiel ich mir in der Rolle des Teufels. Ein leichtes Grinsen schlich sich auf meine Züge. In diesem Moment tippte Jorek mir auf die Schulter, „Psst, dort vorne – er machte eine wedelnde Handbewegung in den Gang vor uns – siehst du nicht die Bleichgesichter?“. Ich musste mich bei diesen schlechten Lichtverhältnissen sehr konzentrieren um die Schemen von mehreren Malika zu entdecken, Jorek musste eindeutig bessere Augen als ich haben, bemerkte ich mit einem leichten Anflug von Neid. Ich wurde noch nicht schlau aus dem Diplomaten. Er hatte auch mit seinem Wurfmessereinsatz gezeigt, dass er mehr als ein verweichlichter Diplomat war, und trotzdem, ich wusste nicht wer er wirklich war, geschweige denn was er war.

Still und leise näherten wir uns der Gruppe Malika und ich dachte schon mehrmals, dass sie uns entdeckt hatten. Doch scheinbar war das nicht der Fall, sie standen weiterhin locker an der Ganggabelung und unterhielten sich mit ihren kratzigen, krächzenden Stimmen. Worüber sie redeten konnte ich nicht verstehen, dafür war ich noch zu weit entfernt. Bald hatten wir sie erreicht, ich drehte mich um und schaute Jorek in die Augen, er nickte entschlossen…

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